Fortunas Odyssee (German Edition) by Reinert Eliane

Fortunas Odyssee (German Edition) by Reinert Eliane

Autor:Reinert, Eliane [Reinert, Eliane]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-27T17:00:00+00:00


»Warum lassen Sie es zu?«

»Ich habe keine andere Wahl. Entweder bin ich ihm zu Willen, oder meine Eltern werden ausgepeitscht.«

Als sie das Entsetzen im Gesicht meiner Mutter sah, zog sie sich hastig an und legte den Finger auf die Lippen, um Mama zu verstehen zu geben, sie solle nicht darüber sprechen. Mama lief hinter ihr her und bestand auf einem Gespräch.

»Wollen Sie es wirklich wissen? Fragen Sie Esperanza.«

»Ja, es ist leider wahr«, sagte Kalugas Mutter.

»Warum lasst ihr zu, dass er das macht?«

»Nach dem Chef ist Rufino derjenige, der hier das Sagen hat, und wer nicht gehorcht, wird an den Pfahl gebunden und ausgepeitscht. Oder er kommt in den Keller, wo er über lange Zeit nur Wasser bekommt. Dieser Mistkerl hat schon viele Mädchen geschwängert; insgesamt hat er sechs Kinder mit vier verschiedenen Frauen.«

Ich erinnerte mich daran, einige Jungen gesehen zu haben, die eine hellere Haut als die anderen hatten, und ich hegte den Verdacht, dass es Genésios Söhne waren.

»Und wissen Sie, was diesem Mädchen angetan wird…«

»Sie meinen wahrscheinlich die Rosana. Ja, das weiß ich. Sie ist ein gutes Mädchen, die in der Hand dieses Teufels leidet. Sie hat schon zwei Kinder von ihm.«

»Und keiner tut etwas, um ihr zu helfen?«

Esperanza sah sie mit einem resignierten Blick an.

»Sie sind weiß, sie haben einen Ort, wohin Sie fliehen und jemanden, an den Sie sich wenden können.«

Tim ging früh aus dem Haus und traf sich mit Kack-Júlio an der Brücke. Von dort gingen sie zusammen zu Fuß zur Schule. Er aß jetzt viel mehr von der Schulkost, denn abends gab es immer nur eine Suppe oder einen Brei zu essen. Manchmal hatte er Glück und fand einige Früchte an den Obstbäumen am Wegesrand. Wenn nicht, ging er nach der Schule zum Zentralmarkt, um nach Resten zu suchen. Leider hatten einige Schulkameraden dieselbe Idee, die Konkurrenz schlief nie.

Einmal kam er fröhlich mit einem halben Kürbis nach Hause.

»Siehst du nicht, dass er schon voller Würmer ist?«, fragte Tereza und zeigte ihm die Tiere, die erschienen, nachdem sie ein Teil des Kürbisfleisches abgeschnitten hatte. Tim rannte auf die Toilette und übergab sich, denn er hatte schon ein rohes Stück von diesem Kürbis gegessen.

»Was passiert mit meiner Familie?«, fragte ich den Hexer, als wir zusammen im Garten saßen.

Er kratzte sich am Kopf und sagte nur:

»Das ist eine schwierige Zeit, nicht wahr, Tim?«

Ich wollte mir die Beine vertreten. Eigentlich wollte ich wegrennen, aber als ich an Kitas Fenster vorbeikam, sah ich, wie sie im Wohnzimmer ihrem Sohn, der die ganze Zeit mit hängendem Kopf dasaß, einen Brief vorlas.

Ich beugte mich über das Fenstersims und hörte aufmerksam zu.

»Dein Onkel hätte gern, dass du zu ihm gehst, mein Junge.«

»Aber ich will nicht!«

»Aber es ist wichtig. Dort kannst du eine bessere Ausbildung erhalten, eine Möglichkeit, die ich nie hatte. Dort kann etwas aus dir werden, hier nicht. Hier gibt es keine Zukunft mehr. Die Leute ziehen weg und Madrigal gleicht einem Friedhof.«

»Ich möchte bei dir bleiben, für immer«, sagte er und umarmte seine Mutter.

Aber zwei Wochen später wurde er früh morgens von seinem Onkel abgeholt.



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